Die Geschichte des Ulrichsbrunnen

Dr. Josef Freisl, Ortschronist

 

Der am südwestlichen Ortseingang gelegene Ulrichsbrunnen ist seit über 1000 Jahren ein wichtiger und schöner Bestandteil des Ortsbildes. Er ist das älteste Denkmal des Ortes, unauffällig aber dennoch prägend für die Habacher Geschichte.

Der Habacher Ulrichsbrunnen ist einer der acht Ulrichsbrunnen, die sich auf den Hl. Ulrich, Bischof von Augsburg beziehen. Die meisten Brunnen liegen in der Diözese Augsburg. Der Habacher Ulrichsbrunnen wird bereits 1073 als der älteste der acht Ulrichsbrunnen in der Weiheurkunde der Habacher Ulrichskirche durch Bischof Embriko erwähnt. Dort steht „Ad fontem sancti Udalrici“ zur Quelle des heiligen Ulrich.  Denn im althochdeutschen ist Brunnen ein gängiges Wort für Quelle.

In der 983 von Domprobst Gerhard verfassten „Vita Sancti Udalrici“, der ältesten Lebensbeschreibung des heiligen Ulrich, finden wir die erste schriftliche Erwähnung von Habach. Dort heißt es „Monasterium Hewibac.“ Habach war wahrscheinlich ein Eigenkloster des Bischof Ulrich, also in seinem Besitz. Weiter heißt es in der Lebensbeschreibung: jedes Jahr nach Ostern besuchte Bischof Ulrich sein „Klösterl in Habach.“ Hier wird er sich nach der anstrengenden Reise von Augsburg her an der Quelle mit dem frischen, sauberen Wasser gelabt haben.  Mehr ist von dem Klösterl nicht überliefert.

In der Zeit des Chorherrenstiftes Habach von 1085 – 1802 wird der Brunnen von der Bevölkerung rege genutzt worden sein.

Berichten zufolge soll die Quelle selbst an heißen Sommertagen niemals versiegen. An seinem Patronatstag am 4. Juli wurde sein Brunnen geweiht.

Am Patronatstag des heiligen Ulrich, am 4. Juli, kamen jedes Jahr viele Gläubige zum Chorherrenstift Habach. Dieser Tag, der Ulrichstag, war über Jahrhunderte einer der Höhepunkte dörflichen Lebens von Habach. Vormittags fanden große liturgische Feierlichkeiten mit Gästen der umliegenden Klöster, der Stadt Weilheim und der Residenzstadt München statt. Anschließend traf man sich auf dem Ulrichsmarkt, der einmal jährlich stattfand und mit seinem vielfältigen Angebot zahlreiche Besucher aus nah und fern anlockte.

Auch das Jahr über wurde Habach von vielen Fremden besucht. Denn durch den Ort führte die Salzstraße von Reichenhall über Tölz bis in die Schweiz oder Oberschwaben. Im Jahre 1577 transportierten zum Beispiel 893 Saumpferde mit ihren Führern Salzplatten durch Habach. Diese und viele andere Händler und Handwerker werden sich am reinen Quellwasser des Ulrichsbrunnen erfreut und erfrischt haben.

Bis Ende des 19. Jhd. versorgte der Brunnen auch die umliegenden Häuser mit Wasser für Mensch und Vieh, denn erst 1896 wurde eine Wasserleitung zu allen Häusern verlegt.

In den 1920iger Jahren wurde das brachliegende feuchte Grundstück, wo sich heute das Feuerwehrhaus und der Kinderspielplatz befindet mit Schlacke vom Bergwerk Penzberg aufgefüllt und verdichtet. Vielleicht war dieser Platz in früheren Zeiten ein kleiner Dorfweiher. Jetzt wurde der Platz neben dem Ulrichsbrunnen fast 40 Jahre als Sportplatz von Habach genutzt, bis 1970 ein neuer Sportplatz eingeweiht wurde. Viele ältere Fußballer werden sich noch gut erinnern, wie sie sich in der Halbzeitpause mit dem kalten, klaren Wasser aus dem Ulrichsbrunnen erfrischt haben.

Seit dem 18.Jhd. bis zum 1. Weltkrieg war die Quelle mit einem großen offenen Gebäude mit einem gewölbten Holzdach überbaut ähnlich einem heutigen Pavillon. Der Brunnen selbst war als runder Bassin, in der Mitte die sprudelnde Quelle, gestaltet. Ein Beleg dafür, dass der Brunnen von vielen Leuten genutzt wurde. 1917 erhielt der Ulrichsbrunnen eine Fassung aus Tuffstein in dessen Nische eine Büste des Hl. Ulrich steht. 1957 wurde der Ulrichsbrunnen in seine heutige Form erweitert und renoviert.

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